Riesa an der Elbe, Stahlstandort seit
Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Riesaer Hammer fiel als Roter
Stern bald nach 1990. Das demolierte Stadtprofil fand Wolfram
Köhler vor, als er im Jahr 1 der Einheit als Kulturdezernent
antrat, mit 22 Jahren der jüngste in Deutschland. Der Popmusiker
»Eiswolf« war 1987 aus der DDR entlassen worden.
In Riesa wurde er noch als Twen Oberbürgermeister, schließlich
Staatssekretär in der sächsischen Landesregierung
mit Sonderauftrag: Olympia 2012. Köhler war es, der die
Idee »Spiele in Sachsen« in die Welt gesetzt hatte.
Als sie zu Grabe getragen wurde, hatte er sein Amt bereits verloren.
Unter Umständen, vor denen er sich immer gefürchtet
hatte: als Opfer in einem Intrigenspiel.
Der turbulente Lebenslauf allein rechtfertigt schon eine
Halbzeitbiografie. Langeweile ist garantiert ausgeschlossen,
denn wo kein Ereignis ist, muß eines geschaffen werden.
So könnte Köhlers Devise lauten für
seine Lebensweise und vor allem für seinen Politikstil.
Die Privatisierung von Kulturverwaltung und Wirtschaftsförderung
durchzuziehen, das kratzt an den geistigen Betonfundamenten
des Versorgungsstaates. Köhler schwört auf Individualität
als Konzept. Das Plädoyer für eine Deregulierung
des Systemdenkens dürfte Standortwerber und Fallmanager
ins Grübeln bringen. Denn der jetzige Dresdner Landtagsabgeordnete
hat eine Stadt hinterlassen, die in dem Ruf steht, etwas auf
die Beine zu stellen.
Der Energieschub aus Sachsen kommt ganz ohne Floskeln aus.
So kompromisslos offen hat noch kein Beteiligter der deutschen
Einigungspolitik sein Ich gezeigt, wenn es um Grenzen und
Widerstände contra unkonventionelle Arbeit, Leistungswillen
und Lust am Erfolg geht.
|