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208 Seiten, 16 s/w-Abbildungen,
Broschur, 16,5 x 23,5 cm
1. Auflage 2005
ISBN 978-3-931801-53-3
Leseprobe:
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1989 ist das Schicksalsjahr für das geteilte Nachkriegsdeutschland.
Die Friedliche Revolution in der DDR und in Osteuropa bringt
den Deutschen die Einheit, politisch. Aber innerlich?
Die 40-jährige Trennung hat tiefe Spuren hinterlassen.
Die gewählte oder anerzogene Gewöhnung an die gegensätzlichen
Gesellschaftssysteme wirkt fort. Dem Aufbau in Deutschland
nach 1990 folgt nicht der Umbau in den Köpfen.
»Setzt euch ins Auto und kommt!« Die wirklich
grenzenlose Freude in der Nacht des Mauerfalls, wer denkt
noch daran zurück? Weiß noch jemand von der kurzen
Anarchie, der Tag- und Nachtarbeit ohne überbordende
Bürokratie, aber mit menschlicher Nähe? Und dann?
Das Bezwingen der Einigung, das Privatisieren mit Reglement,
der gigantische Mitteleinsatz, das Versickern in Sprachlosigkeit,
der individuelle Rückzug.
Menschen in und aus Sachsen schildern, wie die Einigung den
Alltag trifft, wo sie nach innen geht, was Entfremdung heißt.
Die Alltagsperspektive zeigt aber eben auch, dass das Schicksal
Einigung das Entdecken von Leben einschließt. Das kann
schlicht Freude machen … und Klischees gefährden, denn
die Verständigung richtet sich nicht nach der Kompassnadel.
Innerhalb der ehemals getrennten deutschen Gesellschaften
sind Meinungsverschiedenheiten noch immer nicht ausgetragen.
Inzwischen sind die Kinder der 89er Montagsdemonstranten groß
und ahnungslos, was vor 1990 hüben und drüben eigentlich
war.
Die Wahrnehmungen, Ansichten und Erinnerungen in 73 Texten
und 16 Bildern hat die Evangelische Akademie Meißen
mit dem Aufruf »GrenzFall« ans Licht gebracht.
Geschrieben hat jedermann, der Nachbar, Schriftsteller, Bischof,
Krankenschwester, Studentin, Maler, Gärtnerin, Koch,
Arzt … Sie leben in Dresden und in Elsterwerda, in Zwickau
und in Wolkenstein, manche kommen aus Mainz, andere sind jetzt
in Hann. Münden … Jahrgänge 19261988.
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